Grundlagen der Kriminalistik und Kriminaltechnik 

Sicherung einer Schuheindruckspur mit Gips (Gipsnassverfahren)

Wie auch andere Spuren treten Schuhspuren sowohl als Eindruck- als auch als Abdruckspuren auf. Eindruckspuren spiegeln die Oberflächeneigenschaften des Spurenverursachers (Laufsohlenprofil) räumlich wider und lassen eine dreidimensionale Auswertung zu.

Neben der fotografischen Sicherung der Spur, welche im Regelfall immer vorgenommen werden sollte, besteht die Möglichkeit einer Abformung mit Gips.

Bei Schuheindruckspuren müssen auf jeden Fall mehrere Aufnahmen mit Streiflicht aus unterschiedlichen Ein-
fallsrichtungen angefertigt werden.

Zunächst sollte gesprüft werden, ob die Spur eine ausreichende Festigkeit aufweist. Ggf. können hier Festigungsmittel zu Einsatz kommen. Hier sind verschiedenen Produkte als Spurengrundverfestiger auf dem Markt erhältlich. Im Einzelfall kann auch Haarspray die gewünschte Wirkung herbeiführen.

 

1.jpg 1. Die festgestellte Spur wird nach erfolgter fotografischer Sicherung (Grundsätze der Spurenfotografie beachten!)  mit einem Rahmen versehen. Dieser sollte im Abstand von ca. 20 bis 30 mm vom Rand der Spur entfernt liegen um Beschädigungen zu vermeiden. Der Rahmen verhindert ein Zerfließen der Gipsmasse.
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 2. Je nach Zustand (Festigkeit der Spur) kann ein Spurengrundverfestiger zur Anwendung kommen. Dieser gewährleistet eine höhere Festigkeit der Spur und verhindert somit einer Veränderung/Beschädigung beim Einfüllen des Gipses. Ersatzweise kann auch Haarspray zum Einsatz kommen.

Hinweis:

Nicht direkt aus kurzer Entfernung sprühen, da das Treibgas Spur beschädigen kann. Besser ist es, die Spur einzunebeln.

Spurengrundverfestiger benötigen teilweise eine gewisse Zeit, bitte Anleitung genau lesen.

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3. Je nach Spurengröße werden nunmehr Gips und Wasser im Verhältnis von etwa 100 Gewichtsanteilen Gips : 60 Gewichtsanteilen Wasser gemischt. Zum Abformen einer Spur von 30 cm benötigt man etwa zwei Kg Gips und 1200 ml Wasser.

In der Regel füllt man einen Gipsbecher (siehe Abb.) fast vollständig mit Wasser. Ich lasse am oberen Rand ca. einen Daumen breit Luft. Nunmehr lässt man den Gips vorsichtig in das Wasser rieseln und einsumpfen. Das Zuführen zu großer Mengen führt zwangsläufig zur Klumpenbildung.

Das richtige Mischungsverhältnis ist erreicht, wenn der Gips ohne vorher verrührt worden zu sein über die Wasseroberfläche hinausragt. (Siehe Abb.)

Hinweis:

Das Zuführen eines gehäuften Teelöffels Kochsalz kann den Abbindevorgang beschleunigen.

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 4. Sobald das Gipspulver über die Wasseroberfläche hinausragt bzw. das richtige Mischungsverhältnis auf andere Art herbeigeführt worden ist wird die Masse vorsichtig ca. 30 bis 40 Sekunden verrührt um ggf. entstandene Klumpen zu zerkleinern. Die Gipsmasse sollte nun sämig, klumpenfrei und fließfähig sein.

Hinweis:

Mit dem Rühren setzt der Abbindevorgang unter Wärmeentwicklung ein!

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 5. Das Eingießen des Gipsbreies in die Spur erfolgt aus geringer Höhe, ggf. über einen Löffel, Spatel o.ä.

Vorzugsweise ist am tiefsten Punkt der Spur zu beginnen um ein unnötiges Fließen des Gipsbreies zu vermeiden. Hierdurch könnten ungewollte und unkontrollierbare Veränderungen der Spur entstehen.

Ebenfalls sollte mit dem Eingießen in einem Bereich der Spur begonnen werden, der nur wenige Merkmale aufweist und demzufolge der geringste Schaden entstehen kann.

Hinweis

Bei erstmaliger Verwendung Gießversuche unternehmen. Die Gipsmasse fließt gerne direkt am Becher in die Spur.

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 6. Nachdem der erste Becher eingefüllt bzw. die Spur mindestens  einen Zentimeter mit Gipsmasse bedeckt ist, werden Verstärkungen (Holzspieße, Äste, Plastik etc.) vorsichtig eingelegt und die restliche Gipsmasse hinzugegeben. Die Abformung sollte eine Stärke von ca. drei Zentimetern haben.

Hinweis

Wenn mann die Holzstäbe vorher wässert treiben sie in der Gipsmasse nicht auf.

 

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 7. Nachdem der Abbindevorgang eingesetzt hat (10 bis 15 Minuten) kann man eine Kennzeichung der Spur auf der Rückseite vornehmen (Spurennummer, Datum, ...)

Damit wird späteren Verwechslungen beim Transport oder beim Abformen mehrerer Spuren vorgebeugt werden.

 

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8.  Nach dem Abbindeprozeß kann man die Abformung vorsichtig abheben, grobe Erd- oder Substanzanhaftungen beeitigen und nach einigen Stunden unter fließendem Wasser ohne mechanische Hilfsmittel vorsichtig reinigen. Jegliche Beschädigungen oder Veränderungen müssen vermieden werden.

Ungeduld ist hier der falsche Ratgeber. Lieber erst richtig aushärten lassen und dann das Ergebnis bestaunen.

 

Sicherung von Eindruckspuren im Schnee

Die Sicherung ist oft mit Schwierigkeiten verbunden, da im Winter verschiedene Faktoren zum tragen kommen. Schneeverhältnisse, Schneeart, Temperaturen und die Temperatur des Gipsbreies spielen hier eine Rolle.

Da die akute Gefahr einer Zerstörung besteht, ist eine fotografische Sicherung unerlässlich.

Verwendet wird ebnfalls Gips, der mit einer Wasser-Kochsalz-Kühlmischung angerührt wird. Diese Mischung bewirkt ein Herabsetzen der Gefriertemperatur, so dass bei Zugabe von Schnee zu der Wasser-Kochsalzlösung Temperaturen unter dem Gefrierpunkt erreicht werden können.

Mögliche Anleitung

  • 500 ml kaltes Wasser (etwa ein Gipsbecher randvoll) in ein Gefäß gießen
  • im Wasser drei gehäufte Teelöffel (ca. 40g) Kochsalz auflösen
  • Schnee zugeben bis eine Temperatur von -4 bis -5°C erreicht ist
  • für einen zugegebenen gehäuften Löffel Schnee ist ein Löffel Wasser zu entnehmen
  • 900 bis 1000g Gips hinzugeben
  • vor Eingießen des Gipsbreies in die Spur nochmalig Temperatur kontrollieren, -0,5 bis -2°C sind erforderlich
  • Gips in die Spur einfüllen
  • nach der Abbindezeit Gipsabguß ausheben und nach weiteren zwei bis drei Stunden mit Wasser abspühlen

Der Einsatz von Wachsspray kann ebenfalls die Zerstörung der Spur verhindern.

Quelle: Stelzer, Howorka u.a., Sozialitische Kriminalistik, Band 2, S. 240

 

 

Ergänzend empehle ich das folgende Video Casting foot impressions. Hier wird eine etwas andere Methode vorgestellt, die allerdings ebenfalls auf dem Einsatz von Gips beruht. Nebenbei wird gut dargestellt, was passiert, wenn man zu sparsam mit Gips umgeht oder zu ungeduldig ist und den Gips nicht vollständig aushärten lässt.

Aufschlussreiche Schuhspuren

Schuhe sind im Büro für Kriminaltechnik des Bundeskriminalamts nicht nur eine Modefrage, sondern
ein Schlüssel zur Lösung kniffliger Fälle

 

 

 

 

© Ulf Steinert, Grundlagen der Kriminalistik und Kriminaltechnik

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