Grundlagen der Kriminalistik und Kriminaltechnik 
 
 

Kriminalistische Chemie

Im Allgemeinen versteht man unter der forensischen Chemie nach Helbig [1] "die Anwendung chemischer Erkenntnisse und Verfahren für die Zwecke der Rechtspflege". Sie stellt, wie die übrigen Bereiche der Naturwissenschaftlichen Kriminalistik, ein denkbar komplexes Gebiet dar. Da die modernen Untersuchungsmethoden oftmals eng mit der Physik verknüpft sind, werden in diesem Abschnitt beide Bereiche zusammen behandelt, wobei die Betonung nach wie vor auf der chemischen Seite liegt.

Helbig [1] unterteilt die forensische Chemie wie folgt:

1. Forensische Toxikologie : Sie beschäftigt sich mit dem Nachweis und der ärztlichen Beurteilung von Giften und Vergiftungen aller Art. Dieser Bereich ist in der Regel der Gerichtsmedizin angeschlossen.

2. Kriminalistische Chemie: Ihre Aufgabengebiete sind:

(1) Allgemeine Substanzuntersuchungen mittels chemischer, physikochemischer oder physikalischer Methoden; im

Mittelpunkt steht die stoffliche Identifizierung.

(2) Objektgebundene chemische Untersuchungen im Rahmen der Tatortarbeit (z. B. Sicherung von daktyloskopischen Spuren, Untersuchung von Schussspuren etc.).

(3) Präparative Arbeiten: Diese umfassen die Herstellung von Substanzen für die kriminalistische Praxis (z. B. Spurenabformmaterialien, Rauschgift- oder Sprengstoff-Schnelltests, Fangstoffe etc.). Arbeiten dieser Art werden i.d.R. von den Anbietern entsprechender Produkte geleistet.

Die Anwendung von Erkenntnissen und Methoden der Chemie zur Klärung kriminalistischer Sachverhalte sowie zu Täterermittlung und Beweisführung ist seit geraumer Zeit fester Bestandteil kriminalistischer Arbeit und gewinnt aufgrund der fortlaufenenden Entwicklung der Wissenschaft und Technik zunehmend an Bedeutung. Gegensstand dieser naturwissenschaftlichen Gebiete sind die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Stoffe, ihrem Aufbau, ihrer Zusammensetzung und Entstehung etc.

Zielstellung ist u.a. die Gewinnung von Erkenntnissen

  • zur stofflichen Zusammensetzung bzw. Identifizierung von Stoffen und Stoffgemischen (Substanzidentifizierung)
  • zur Feststellung kriminalistisch bedeutsamer Eigenschaften und daraus abgeleiteter Hinweise zur Verwendung bzw. dem Vorkommen von Substanzen
  • auf Umstände bzw. Art und Weise des Ereignisverlaufs anhand bestimmter Spurenerscheinungen

Untersuchungsobjekte können vielfältiger Natur sein. Wichtige Untersuchungsobjekte der kriminalistischen Chemie sind

  • Baumaterialien
  • Boden- und Staubproben (Identifizierung, Herkunft, vergleichende Untersuchung)
  • Brenn-, Schmier-, Kraftstoffe
  • Chemikalien
  • Materialien im Zusammenhang mit Dokumenten (Siehe hierzu auch Dokumentenuntersuchung)
  • Farb- und Anstrichstoffe
  • Kosmetika
  • Schieß- und Sprengstoffe
  • toxikologische Stoffe
  • ätzende Stoffe

 

Toxikologische Untersuchung im Kriminaltechnischen Institut des BKA

 

 


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Literatur:

[1] W. Helbig, Forensische Chemie Teil I, Sektion Kriminalistik der Humboldt Universität Berlin, Lehrmaterial 1988

 

© Ulf Steinert, Grundlagen der Kriminalistik und Kriminaltechnik

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