Kriminalistische Fallbearbeitung
Ziel der Fallanalyse ist es, den einzelnen Kriminalfall aus kriminalistischer und kriminologischer Sicht möglichst weitgehend zu verstehen, um daraus Schlüsse für die Aufklärung des Verbrechens ziehen zu können.“ (BKA)
„Die Vorgehensweise eines Verbrechensanalytikers bei der Erstellung einesTäterprofils ähnelt der eines Klinikers bei der Diagnose und Behandlungsplanung: es werden Daten gesammelt und bewertet, die
Ausgangssituation rekonstruiert, Hypothesen formuliert, ein Profil entwickelt und getestet und schließlich Rückmeldung gegeben.“ (FBI)
„Systematisch Zusammenhänge herzustellen zwischen Charakteristika vonKriminellen und den von ihnen begangenen Taten mit dem Ziel, polizeiliche Ermittlungen zu unterstützen, dies ist die Essenz des ‚Profiling‘.“ (David Canter, Universität Liverpool)
Arbeitsbegriff Fallanalyse
Kriminalistische Fallanalyse ist ein methodisches Verfahren der Kriminalistik zur gedanklichen Zergliederung einer Straftat oder eines kriminalistisch relevanten Ereignisses in allen Details. Durch gedankliche und computergestützte
Analyseverfahren wird ein ganzeinheitlicher Sachverhalt zergliedert, d.h. in seine einzelnen Bestandteile zerlegt und
kann somit nach allen Richtungen zum Zwecke der Gewinnung von weiteren Erkenntnissen untersucht und bewertet
werden. Im Zentrum der Analyse stehen Tatplanung und -vorbereitung, Tatdurchführung und Nachtatverhalten, sowie
Erkenntnisse über den Täter und das Opfer. In der nachfolgenden synthetischen „Zusammenschau“ sollen nach gedanklicher Rekonstruktion des möglichen Tatverlaufs und der Erkenntnisse zum Täter neue Ansatzpunkte zur Unterstützung der Untersuchungs-/Ermittlungstätigkeit, vor allem neue Ermittlungsansätze zur Suche und Sicherung von
weiteren Beweisen, der Täterermittlung und allseitigen Tataufklärung gefunden werden.
Unter Falluntersuchung, Fallbearbeitung oder Fallaufklärung ist die Bearbeitung eines einzelnen Ermittlungsverfahrens oder die Untersuchung von in komplexen Verfahren zusammengefassten Straftaten mit mehreren Tätern und/oder einer größeren Anzahl von Straftaten zu verstehen, wenn Tat- und Täterzusammenhänge (Serienstraftaten) gegeben sind. Diese Bezeichnungen finden Anwendung, wenn inhaltliche Ermittlungsbzw. Untersuchungsaufgaben eines Falles oder Sachverhaltes bezeichnet werden sollen.
Unterscheide:
Unter Vorgangsbearbeitung ist die aktenmäßige Bearbeitung des Ermittlungsverfahrens zu verstehen. Sie erfasst alle Tätigkeiten einschließlich der administrativen und organisatorischen Arbeiten sowie der Aktenführung, es handelt sich im Wesentlichen um Bearbeitungsprozesse.
Fallanalyse, Lehr- und Studienbriefe Kriminalistik/Kriminologie
Die gedankliche Arbeit des Kriminalisten bei der Rekonstruktion von Ereignisorten
Joachim Ciupka und Gunter Spies (Beiträge aus dem Fachbereich 3 der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin)
"Die Tatortarbeit ist von größter Bedeutung für die Sachverhaltsaufklärung und für die Ermittlung des Täters. Basis der Tatortarbeit ist die Suche nach Spuren materieller und immaterieller Art sowie deren Sicherung. Bei der Arbeit am Ereignisort geht es nach Schurich „aber nicht bloß um dessen bloße Widerspiegelung, sondern darum, durch überlegtes und gezieltes Vorgehen auf der Grundlage der gedanklichen Verarbeitung der vorliegenden Daten, von Versionen usw., eine möglichst genaue Vorstellung vom Ereignis zu erhalten, d.h. ein gedankliches Modell schrittweise aufzubauen. Dieses Modell fungiert dabei nicht nur als anzustrebendes Ergebnis des kriminalistischen Erkenntnisprozesses insgesamt. Seine Erarbeitung über verschiedene Stufen beeinflusst den Erkenntnis- und Beweisprozess und folglich auch die Suche, Sicherung und Fixierung der Spuren und materiellen Veränderungen am Ereignisort wesentlich“. Um die Voraussetzungen und das Verfahren bei der gedanklichen Erarbeitung eines solchen Modells am Ereignisort geht es im Folgenden."
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